In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, daß semantisch inkongruente Sätze eine
N400 evozieren, während bei syntaktisch inkongruenten Sätzen eine frühe links anteriore
Negativierung (ELAN) und eine späte Positivierung (P600) gefunden wurden. Schizophrene
Patienten leiden häufig an Sprach- und
Denkstörungen, Depressive an einer Denkverlangsamung. Die vorliegende EKP-Studie
untersuchte Satzverarbeitung bei schizophrenen und depressiven Patienten mit einem
modifizierten Paradigma von Friederici et al. (1).
Methoden
Das Stimulusmaterial bestand aus 192 Sätzen mit drei verschiedenen Bedingungen: (1)
kongruent, (2) semantisch inkongruent und (3) syntaktisch inkongruent. Die Sätze wurden
auf einem Computerbildschirm präsentiert. Gleichzeitig wurde ein 64- Kanal- EEG abgeleitet.
Ergebnisse
Ähnlich wie auch in vorhergehenden Studien erzeugten syntaktisch inkongruente Sätze
eine anteriore Negativierung im Zeitfenster von 0-150 ms (ELAN) und eine Positivierung
zwischen 500 und 800 ms (P600) über zentralen und parietalen Elektroden. Semantisch
inkongruente Sätze evozierten ein negatives Potential zwischen 200 und 500 ms (N400)
mit Maximum über Pz. Vorläufige Datenanalysen zeigen für die N400-Komponente Unterschiede
zwischen schizophrener Gruppe und Kontrollgruppe und im P600-Zeitfenster Unterschiede
zwischen depressiven und gesunden Probanden.
Schlußfolgerung
Syntaktische und semantische Prozesse sind bei schizophrenen und depressiven Patienten
häufig verändert. Psycholinguistische und elektrophysiologische Untersuchungsmethoden
eignen sich, psychopathologische Veränderungen zu erfassen und können in Zukunft
vielleicht helfen, Subgruppen zu definieren und Verlaufstypen zu charakterisieren.
Literatur
Friederici, A. D., Steinhauer, K., Frisch, S. Lexical integration: Sequential effects of syntactic and semantic information. Memory & Cognition, 1999, 27 (3), 438-453.