Sprachphysiologie und Sprachphilosophie: Wortarten im Gehirn und in Wittgenstein's Spätwerk

Friedemann Pulvermüller

MRC Cognition and Brain Sciences Unit, Cambridge

Abstract
In den Philosophischen Untersuchungen kritisiert Wittgenstein Bedeutungstheorien, die Wortbedeutung als Objektreferenz definieren. Bedeutung liesse sich besser auf der Basis der Handlungen definieren, in die der Wortgebrauch verwoben ist. Diese Sichtweise erhält aufgrund neuer Daten aus der neurowissenschaftlichen Sprachforschung einige Brisanz. Dort konnte gezeigt werden, dass Wörter mit Objektreferenz und Wörter, die primär benutzt werden, um auf Handlungen Bezug zu nehmen, sich hirnphysiologisch unterscheiden. Es ergaben sich Hinweise, dass sich die Handlungen, in die der Gebrauch von Handlungsverben verwoben ist, in den Gehirnantworten auf diese Wörter manifestiert. Die hirnphysiologischen Daten weisen demnach ebenso wie die sprachphilosphschen Betrachtungen darauf hin, dass eine Referenztheorie der Wortbedeutung unzureichend ist und Bedeutung unter Bezugnahme auf Handlungen definiert werden kann.


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