Zur physiologischen Realität sprachlicher Kategorien

Horst M. Müller

Universität Bielefeld
AG Experimentelle Neurolinguistik

Abstract
Aus biologischer Sicht ist das Phänomen der Kategorienbildung kognitiver Systeme die wesentliche Ursache für die Existenz linguistischer Konstrukte wie "Merkmalsbündel" oder "Prototypikalität". Aufgrund von physiologischen Eigenschaften des kognitiven Systems selbst wird eine Datenreduktion vorgenommen, die letztlich zu einer Kategorisierung innerhalb der Kognition führt. Unklar ist lediglich, wie diese kognitiven Kategorien aufgebaut und wie sie physiologisch realisiert bzw. mental repräsentiert sind.

Weiterhin kann angenommen werden, daß sprachliche Konzepte zumindest teilweise auf kognitive Kategorien zurückgeführt werden können. Eine einfache Möglichkeit der neurophysiologischen Untersuchung sprachlicher Konzepte bietet die EEG-Analyse der Verarbeitung unterschiedlicher Nomina. Aus linguistischer Sicht umfaßt die Über-klasse der Nomina einen Großteil der Individuenumwelt, z.B. existierende bzw. nichtexistierende Objekte sowie Empfindungen, Vorstellungen und Konzepte.

In dem Vortrag werden Ergebnisse von EEG-Studien zur Verarbeitung natürlichsprachlicher Nomen vorgestellt und im Zusammenhang mit entsprechenden Theorien und Befunden aus Sprachphilosophie, Psycholinguistik und Neuropsychologie diskutiert. Die vorliegenden Ergebnisse unterstützen die Annahme von distinkten Kategorien für Nomina konkreta, Nomina abstrakta und Nomina propria.


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