Apokalypse und Erinnerung als Sprachformen

Joachim Jacob

SFB 434: Erinnerungskulturen
Universität Gießen

Jürgen Brokoff

SFB 534: Judentum - Christentum. Konstituierung und Differenzierung in Anktike und Gegenwart
Universität Bonn

Abstract
Im April diesen Jahres fand in Gießen eine gemeinsame Tagung des Teilprojekts "Apokalypse und Messianismus. Redeformen politischer Theologie 1900-1933" aus dem Bonner SFB "Judentum - Christentum" und des Projekts "Erinnerungskulturen der deutsch-jüdischen Geschichte" des Gießener SFB "Erinnerungskulturen" zum Thema "Sprachformen der Apokalypse und Erinnerung im deutschjüdischen Kontext" statt. Die dieser Kooperation zugrunde liegende Idee war, die Funktionen religöser Deutungsmuster in einer modernen, säkular geprägten Kultur zu untersuchen und unterschiedliche Konzepte von Vergangenheits- und Zukunftsorientierung im deutsch-jüdischen Kontext einander gegenüberzustellen.

In inhaltlich-konzeptueller Hinsicht ergeben sich eine Reihe von Fragestellungen zunächst aus dem Spannungsverhältnis, das sich aus der unterschiedlichen Perspektive ergibt, die die beteiligten Forschungsvorhaben in ihrem Rahmen akzentuieren. Ist diese einmal unter dem Stichwort 'Apokalypse' gleichsam nach 'vorn' auf unterschiedliche Konstruktionen von Zukunftsentwürfen gerichtet, so im anderen Fall gleichsam nach 'hinten' auf Deutungsversuche von (vergangener) Geschichte, die als Erinnerungskultur beschreibbar sind.

In methodischer Hinsicht sollen am Beispiel von Apokalypse und Erinnerung die Konsequenzen diskutiert werden. die sich aus einem literaturwissenschaftlichen Verständnis dieser beiden Deutungsmuster als Sprach- und Redeformen ergeben. Hier wäre in kritischer Auseinandersetzung mit einer traditionellen Geschichte der Ideen' zu fragen, ob sich nicht die Umstellung auf ein solches Forschungsparadigma gerade für den Gegenstandsbereich 'deutsch-jüdische Kultur' als besonders fruchtbar erweisen könnte, gilt es doch gerade in diesem Kontext von substantialistischen Annahmen, die etwa das Wesen des Judentums' betreffen, Abstand zu halten. Und nicht zuletzt bietet eine im strengen Sinne sprach- und textbezogene Verwendung des Apokalypse- und des Erinnerungsbegriffs eine Reihe von vielversprechenden Anschlußmöglichkeiten an neuere Tendenzen in der (Kultur-)Geschichtsschreibung, die die "Erfindung" von Traditionen (Shulamit Volkov, Michael Brenner) bzw. Nationen (Benedict Anderson) zum Gegenstand haben.


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