"Verarbeitung von Handlungsanweisungen"
Teilprojekt C3 im SFB 360

Projektleiter:
Dr. Hans-Jürgen Eikmeyer
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
(0521) 106-36 85
hansjuergen.eikmeyer@Uni-Bielefeld.DE

Prof. Dr. Gert Rickheit
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
(0521) 106-53 10
email: gert.rickheit@Uni-Bielefeld.DE

Mitarbeiter im Teilprojekt C3:
Dipl.-Inform. Thies Pfeiffer
Raum D4-123, Tel. 52 76
tpfeiffe@TechFak.Uni-Bielefeld.DE

Dr. Petra Weiß
Raum D4-124, Tel. 52 68
petra.weiss@Uni-Bielefeld.DE

Zusammenfassung
Das Teilprojekt C3 beschäftigt sich mit der Rezeption situierter Handlungsanweisungen. Die der menschlichen Sprachverarbeitung zugrunde liegenden Prozesse werden empirisch untersucht und gemäß der experimentell-simulativen Methode evaluiert. Bislang war der Untersuchungsgegenstand in C3 die Rezeption einzelner Handlungsanweisungen. In der folgenden Projektphase wird der Untersuchungsgegenstand auf Sequenzen von Anweisungen erweitert.

Diese Erweiterung beinhaltet zum einen eine Orientierung auf die Charakteristika gesprochener Sprache, von denen insbesondere der fragmentarische Charakter vieler Ausdrücke (v.a. Ellipsen) berücksichtigt werden soll. Beispiele wären Äußerungen ohne ein finites Verb wie dies daran schrauben oder die elliptische erste Handlungsanweisung aus dem Beispieldialog für die Charakterisierung der Projekte aus dem B- und C-Bereich des SFB (Jetzt nimm das gelbe Teil rechts neben dem blauen da). Zum anderen ist damit der Übergang von einer satz- zu einer textbasierten Verarbeitung und somit der Verwendung eines Diskursmodells verbunden, da auch Anaphern (z.B. Und jetzt wieder die kurze Leiste damit festschrauben) untersucht werden sollen.

Bislang wurde im simulativen Teil des Projekts die Combinatory Categorial Grammar (CCG; Steedman, 2000) verwendet. Für die Verarbeitung von Koordinationsellipsen wurde die CCG im Projekt bereits entsprechend modifiziert (s. Abschnitt 3.4). Ausgehend von diesem Ergebnis sollen nun weitere linguistische Phänomene spontansprachlicher Handlungssequenzen untersucht werden. Diese Phänomene entziehen sich einer strikt syntaxorientierten Semantikkonstruktion, so dass die CCG für Äußerungen obiger Art nicht geeignet ist. Daher soll für die Verarbeitung der Anweisungssequenzen Insel-Parsing (island parsing) verwendet werden. Beim Insel-Parsing von Konstruktionen wie fragmentarischen Äußerungen, elliptischen Formulierungen etc. werden die Konstituenten syntaktisch so verarbeitet, dass sich zusammen mit Kenntnis über die Konstruktionsgeschichte und Erwartungen über den auszuführenden Konstruktionsschritt eine Interpretation der Handlungsanweisung ergibt. Die sich aus den bisherigen Handlungen bzw. Handlungsschritten ergebenden Erwartungen über zukünftige Handlungsschritte dienen somit als Basis für eine semantisch gesteuerte Interpretation.

Diese allgemeine Konzeption der Syntax-Semantik-Schnittstelle wird auch für die Resolution pronominaler Anaphern herangezogen. Das für die Anaphernresolution notwendige Diskursmodell wird als eine Variante der Centering Theory (Strube & Hahn, 1999) realisiert. Die erwartungsgesteuerte semantische Vervollständigung verwendet dieses Diskursmodell und entsprechendes Weltwissen.

Im experimentellen Projektteil werden Experimente zur Verarbeitung derartiger mündlicher Anweisungssequenzen durchgeführt. Darin wird zum einen das Verhältnis zwischen Syntax, Semantik und Kontextinformation bei der Rezeption von Handlungsanweisungen thematisiert, wobei insbesondere die Verarbeitung fragmentarischer Äußerungen untersucht wird. Zum anderen werden Bedingungen der Resolution pronominaler Anaphern, die sich aus der Centering Theory ergeben, betrachtet.

Der simulative Teil des Projekts wird sich mit der Kombination von Insel-Parsing mit der erwartungsgesteuerten semantischen Interpretation beschäftigen und ein der Centering Theory entlehntes und für die Handlungsanweisungen modifiziertes Diskursmodell für die Anaphernresolution unter Maßgabe der empirischen Ergebnisse entwickeln.


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