Zusammenfassende Darstellung des Projektbereiches C

Im Teilbereich C sind in der beantragten Phase die situativ bedingte Repräsentation von Wissen und die davon abhängigen kognitiven Verarbeitungsprozesse von besonderem Interesse, wobei auch verschiedene Gedächtnisleistungen untersucht werden sollen. Die zu untersuchenden Bereiche erstrecken sich auf bildhaft-formbeschreibende und abstrakt-strukturelle Objekteigenschaften, insbesondere von Aggregaten, auf satz- und dialogsyntaktisches Wissen unter Einbeziehung eines Wechsels von Sprachrezeption zu Sprachproduktion und auf handlungsbezogenes und räumliches Wissen zur Planung der Handlungsausführung. Gemäß der experimentell-simulativen Methode werden in den Projekten (psycholinguistische) Experimente durchgeführt und lauffähige Systeme zur Evaluation theoretischer Annahmen entwickelt.

Im Teilprojekt C1 werden die repräsentationalen Voraussetzungen für ein informationsverarbeitendes System untersucht, die erfüllt sein müssen, um Konstruktionsaufgaben bewältigen zu können. Zu diesen Voraussetzungen gehören die aktuellen Repräsentationen der Szenenobjekte, die sich flexibel den Veränderungen der Repräsentanda anzupassen vermögen. Beeinflusst wird die aktuelle Repräsentation im Kurzzeitgedächtnis sowohl durch eine generische Repräsentation im Langzeitgedächtnis wie auch durch die momentane Perzeption. Ein wichtiger verarbeitungsrelevanter Aspekt besteht in der Perspektive, aus der ein Objekt verstanden wird. Diese kann objektintrinsisch sein, die des Konstrukteurs (egozentrisch) oder des Instrukteurs (partnerbezogen). Es soll daher die Modellierung der kognitiven Ausstattung eines situierten künstlichen Kommunikators dahingehend erweitert werden, dass dynamische Konzeptverarbeitung nicht nur von einem neutralen, sondern auch von einem involvierten Standpunkt der in der Situation handelnden (Instrukteur, Konstrukteur) möglich wird. Aufgrund umfangreicher Vorarbeiten im Grundbereich kann hier auf die anthropomorphe Figur MAX zugegriffen werden, welche hierfür im Konstruktionsdialog den situierten künstlichen Kommunikator in einer virtuellen Umgebung verkörpert.

Im Teilprojekt C3 werden Verarbeitungsprozesse und die verarbeitungsrelevanten Faktoren untersucht, die von einer sprachlichen Äußerung, insbesondere von Handlungsanweisungen, zu einer kognitiven Repräsentation führen. Dabei steht die Interaktion und Integration verschiedener Informationsbereiche im Vordergrund. Dazu gehört einerseits die sprachliche Information. Diese kann mehr oder weniger spezifisch sowie mehr oder weniger komplex sein und in verschiedenen Reihenfolgen geäußert bzw. verarbeitet werden. Andererseits gehört dazu die Reichhaltigkeit des situativen Kontextes sowie dessen Ein- oder Mehrdeutigkeit. Die für die nächste Phase geplante Erweiterung auf Sequenzen von Anweisungen erfordert den Übergang von einer satz- zu einer textbasierten Verarbeitung und damit die Verwendung eines Diskursmodells, da Anaphern, Ellipsen und z.T. auch "ungrammatische" Äußerungseinheiten untersucht werden müssen. Derartige Konstruktionen sollen mit Insel-Parsing (island parsing) als Verarbeitungsstrategie und einer Variante der Centering Theory modelliert werden.

Das beantragte Teilprojekt C6 bearbeitet gedächtnisbezogene Fragestellungen,. Speziell untersucht werden sollen der Einfluss von Aufgabenstellungen und Handlungsinstruktionen auf die Enkodierung und den Abruf von Information. Insbesondere geht es um den Zugriff auf das episodischen Gedächtnis und das Wissenssystem. Ferner sind die Interaktionsprozesse zwischen den einzelnen Gedächtnissystemen Gegenstand der Untersuchungen. Darüber hinaus soll die situative Interaktion von Enkodierungs- und Abrufprozessen berücksichtigt werden; denn jeder Abruf von Information impliziert Re-Enkodierungsprozesse, und jede Enkodierung von Information Abrufprozesse.


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