Ein Ergebnis dieser Experimente war, dass in vielen Fdllen Anweisungen mit Negationen Probleme
bei der Verständigung bewirken: Liegen dem Rezipienten beispielsweise eine grüne
und eine blaue Schraube vor und erhält er die Anweisung "nimm nicht die grüne Schraube",
so führt dies häufig
dazu, dass doch die grüne Schraube genommen wird. Die positiv formulierte Anweisung "nimm die
blaue Schraube" verursacht dagegen kaum Probleme dieser Art.
Obwohl die Gefahr von Missverständnissen besteht, wird die Strategie der Negationsverwendung in
der natürlichen Kommunikation immer wieder angewandt. Da grundsätzlich anzunehmen ist,
dass die
einzelnen Aktivitäten und Strategien, die während einer Kommunikation realisiert
werden, dem Ziel Verständigung dienen, ist nun zu klären, warum die Strategie der
Negationsanwendung gebraucht
wird, obwohl sie durchaus zu Verständigungsproblemen führen kann.
Um Genaueres über den Einsatz von Negationen in natürlicher Kommunikation zu
erfahren, wurde vom
Teilprojekt B6 nach Beendigung der oben erwähnten Experimente eine Untersuchung des SFB-360
Flugzeugkorpus auf Negationen enthaltende Anweisungen durchgeführt. Die Dialoge sind unter
www.sfb360.uni-bielefeld.de/transkript/b1-doc/
zugänglich.
Anhand der im Korpus vorkommenden Anweisungen mit Negationen konnte bereits ein effizientes
Klassifikationsschema zur Untersuchung dieser Phänomene entwickelt werden.
Dieses Klassifikationsschema soll im Folgenden vorgestellt werden. Anschließend folgt nach einer kurzen Vorstellung des Korpus und seiner Charakteristika eine jeweils vollständige Beispielanalyse der Dialoge 7 und 21 des SFB-Korpus anhand der erarbeiteten Klassifikation.