Klassifikation und exemplarische Untersuchung von Anweisungen, die Negationen enthalten

Jan Frederick Maas, Yvonne Rittgeroth und Walther Kindt
Einleitung
Im Rahmen des Teilprojekts B6 "Strategien zur Verständigungssicherung" des Sonderforschungsbereichs 360 "Situierte Künstliche Kommunikatoren" der Universität Bielefeld wurde experimentell untersucht, ob die Verwendung von Negationen als eine geeignete Maßnahme zur prospektiven Verständigungssicherung angesehen werden kann (Jang, in Vorb.). Dabei wurde insbesondere untersucht, ob und unter welchen Umständen Negationen die Verarbeitung und das Verstehen von Anweisungen beim Rezipienten negativ beeinflussen.

Ein Ergebnis dieser Experimente war, dass in vielen Fdllen Anweisungen mit Negationen Probleme bei der Verständigung bewirken: Liegen dem Rezipienten beispielsweise eine grüne und eine blaue Schraube vor und erhält er die Anweisung "nimm nicht die grüne Schraube", so führt dies häufig dazu, dass doch die grüne Schraube genommen wird. Die positiv formulierte Anweisung "nimm die blaue Schraube" verursacht dagegen kaum Probleme dieser Art.
Obwohl die Gefahr von Missverständnissen besteht, wird die Strategie der Negationsverwendung in der natürlichen Kommunikation immer wieder angewandt. Da grundsätzlich anzunehmen ist, dass die einzelnen Aktivitäten und Strategien, die während einer Kommunikation realisiert werden, dem Ziel Verständigung dienen, ist nun zu klären, warum die Strategie der Negationsanwendung gebraucht wird, obwohl sie durchaus zu Verständigungsproblemen führen kann.
Um Genaueres über den Einsatz von Negationen in natürlicher Kommunikation zu erfahren, wurde vom Teilprojekt B6 nach Beendigung der oben erwähnten Experimente eine Untersuchung des SFB-360 Flugzeugkorpus auf Negationen enthaltende Anweisungen durchgeführt. Die Dialoge sind unter www.sfb360.uni-bielefeld.de/transkript/b1-doc/ zugänglich.
Anhand der im Korpus vorkommenden Anweisungen mit Negationen konnte bereits ein effizientes Klassifikationsschema zur Untersuchung dieser Phänomene entwickelt werden.

Dieses Klassifikationsschema soll im Folgenden vorgestellt werden. Anschließend folgt nach einer kurzen Vorstellung des Korpus und seiner Charakteristika eine jeweils vollständige Beispielanalyse der Dialoge 7 und 21 des SFB-Korpus anhand der erarbeiteten Klassifikation.


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Anke Weinberger, 2003-02-20, 2003-06-03