Universität Bielefeld - Sonderforschungsbereich 360
Integrative Phrasenstrukturgrammatik
Theorie und Anwendungen der mehrdimensionalen Syntax
Teil I: Vorüberlegungen und theoretische Grundlagen
Walther Kindt
1. Einleitung
Der nachfolgend entwickelte theoretische Ansatz einer integrativen
Phrasenstrukturgrammatik (IPSG) hat drei verschiedene Wurzeln.
- Seit einigen Jahren liegt mein Vorschlag für eine verknüpfungstheoretische
Modellierung von Koordinationsellipsen auf der Basis einer zweidimensionalen
Verknüpfungsgrammatik vor (vgl. Kindt 1985, Günther et al. 1993, Kindt et al.
1995).
- Verschiedentlich stellte ich in Bielefelder Projekten und Lehrveranstaltungen
Überlegungen hinsichtlich einer minimalen Modellerweiterung der
Phrasenstrukturgrammatik zur Behandlung von long distance dependency-Konstruktionen an.
- Grundsätzlich gehe ich seit langem davon aus, daß sich Produktion und
Rezeption sprachlicher Äußerungen in mehrdimensionalen Verarbeitungssystemen
vollziehen und deshalb die Entwicklung systemtheoretisch fundierter Grammatikmodelle
erforderlich ist (vgl. Kindt 1991, 1994). M.a.W. es ist ein prinzipieller
Paradigmenwechsel erforderlich.
Bislang fehlte jedoch ein Brückenschlag zwischen diesen verschiedenen
Entwicklungslinien. Die Untersuchung von Ausklammerungskonstruktionen des Typs
- (1)
- Aber ich hab dann noch eine Latte über mit drei Löchern.
im Rahmen des SFB-Projekts "Syntaxkoordination von Sprechern im Diskurs"
(vgl. Skuplik/Kindt 1998) war jetzt der konkrete Anlaß, einen systematischen
Zusammenhang zwischen Verknüpfungs- und Phrasenstrukturgrammatik herzustellen. Auf
diese Weise ergab sich plötzlich ein theoretischer Rahmen, in dem sich viele
notorische Probleme der Syntaxtheorie fast 'wie von selbst' auflösen. Dies
soll in der vorliegenden Arbeit demonstriert werden.
Postscript-File (416 k)
Anke Weinberger, 1998-09-28, 1998-10-15