Universität Bielefeld - Sonderforschungsbereich 360

Ein konnektionistisches Modell für die Produktion von Objektbenennungen

Hans-Jürgen Eikmeyer, Ulrich Schade und Marc Kupietz
Wir danken unseren Kollegen vom SFB 360 für die fruchtbare Diskussion der hier dargestellten Modellierungsansätze. Wir danken ebenfalls Herrn Dr. Thomas Berg und Herrn Dr. Roland Mangold-Allwinn für wichtige Kommentare zu einer früheren Fassung des vorliegenden Beitrags.

Einleitung

Als Objektbenennungen sollen hier diejenigen sprachlichen Ausdrücke verstanden werden, die Sprecher mit dem kommunikativen Ziel produzieren, einem Hörer die Indentifikation eines Objektes zu ermöglichen. Objektbenennungen unterscheiden sich damit in ihrem Ziel etwa von Objektbeschreibungen (vgl. auch Carroll 1985; Mangold-Allwinn et al. 1992). Die deutsche Sprachpsychologie beschäftigt sich schon seit Mitte der siebziger Jahre (s. etwa Herrmann & Deutsch 1976) mit diesem Gegenstand, der gerade in neuster Zeit wieder verstärkt ins Forschungsinteresse gerückt ist (vgl. etwa Herrman & Grabowski 1994, Kapitel 2; Mangold-Allwinn 1993, Kapitel 3; Mangold-Allwinn et al. 1992; Pechmann 1994). Dies bedeutet einerseits, daß ein reichhaltiger Fundus an empirischen Fakten über die Produktion und Rezeption solcher Benennungen verfügbar ist. Andererseits wurden im Zusammenhang mit den empirischen Untersuchungen erste Modelle für beide Verarbeitungsmodi formuliert. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, aufbauend auf einer Teilmenge der empirischen Erkenntnisse, ein konnektionistisches Produktionsmodell für Objektbenennungen vorzustellen, das zwar noch nicht alle empirischen Fakten modellieren, das aber als Kern für ein umfassendes Modell angesehen werden kann und das vor allem - als sinnvolle Ergänzung zur empirischen Forschung - die Möglichkeit der Evaluation durch Computersimulation mit einschließt.

Das Produktionsmodell wird im Rahmen des SFB 360 "Situierte Künstliche Kommunikatoren" entwickelt. Ziel des SFB ist die Modellierung relevanter Aspekte natürlicher Kommunikatoren, eingeschränkt auf ein Basis-Szenario, in dem zwei Kommunikatoren gemeinsam eine Konstruktionsaufgabe lösen und ihre Aktionen mit Hilfe natürlicher Sprache koordinieren. Hierbei ist es offensichtlich notwendig, auf einzelne Objekte, aus denen ein größeres Ensemble konstruiert wird, aber auch auf Teilensembles von Objekten sprachlich Bezug zu nehmen. Empirische Evidenz und Simulation sind im methodischen Ansatz des SFB, der sogenannten experimentell-simulativen Methode, eng miteinander verwoben, so daß die verfügbaren empirischen Daten zur Objektbenennung den Ausgangspunkt für die Simulation darstellen.


Postscript-File (~ 72 k)
Anke Weinberger, 1994-07-20, 1995-09-25