kleines Baufixbild Pressemitteilung über den SFB 360

Seit dem 1. Juli 1993 kooperieren Mitglieder der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft und der Technischen Fakultät im Sonderforschungsbereich (SFB) 360.

Dabei wird einerseits untersucht, welche Fähigkeiten des Menschen, hier als natürlicher Kommunikator bezeichnet, Anlaß dazu geben, sein Verhalten bei der Lösung einer Montageaufgabe mit einem Partner als intelligent zu bezeichnen. Andererseits wird versucht, die dabei gewonnenen Einsichten über Prinzipien intelligenten Verhaltens für die Konstruktion künstlicher Systeme, also Computerprogramme oder Roboter, nutzbar zu machen. Solche künstlichen Kommunikatoren sollen als Fernziel die Rolle eines Partners des Menschen bei der Bewältigung von Montageaufgaben übernehmen können. Auf kürzere Sicht erlauben sie eine genauere Untersuchung der Intelligenzleistungen des Menschen. Viele dieser Leistungen laufen automatisch ab und erst der Versuch einer künstlichen Nachbildung bringt klar ans Licht, welche intelligenten Leistungen zur Bewältigung einer Montageaufgabe erforderlich sind.

Dazu gehört, daß der Mensch seinen Partner akustisch wahrnimmt, also hört, die Situation, d.h. den Partner, die vorhandenen Gegenstände und die ablaufenden Vorgänge und Handlungen, optisch wahrnimmt, also sieht, das Wahrgenommene kognitiv verarbeitet, also versteht, eigene Äußerungen formuliert, also spricht, und eigene Handlungen plant und ausführt, also Gegenstände greift, bewegt oder montiert. Solche Leistungen werden in einer bestimmten Situation erbracht werden, d.h. der Mensch ist dabei situiert. Dies beschränkt zum einen drastisch seine grundsätzlichen Möglichkeiten und schafft zum anderen die Voraussetzung sowohl für eine genauere Untersuchung der Intelligenzleistungen als auch für die Übertragbarkeit auf künstliche Systeme. Menschen erbringen die oben genannten Leistungen auch dann, wenn die zur Verfügung stehende Information unvollständig oder gestört ist. Diese Fähigkeit wird als Robustheit bezeichnet. Viele künstliche Systeme leiden gerade daran, daß sie nicht vergleichbar robust sind. Menschen können dagegen Informationen aus verschiedenenen Quellen, etwa aus dem Gehörten und dem Gesehenen, miteinander in Beziehung setzen und als ganzes integriert verarbeiten.

Die Arbeiten sind in vier Themenbereichen organisiert, in denen zehn Forschungsprojekte durchgeführt werden. Im Themenbereich A Sprachliche und visuelle Perzeption wird in drei Projekten untersucht, wie ein künstlicher Kommunikator über Sensoren, d.h. Mikrofon und Kamera, akustische und optische Information aufnehmen, verarbeiten und verstehen kann. Im Themenbereich B Perzeption und Referenz wird in vier Projekten untersucht, wie die optisch verfügbare Information einer seits und die sprachliche Information andererseits im einzelnen zueinander in Beziehung gesetzt werden müssen. Im Themenbereich C Wissen und Inferenz wird in einem Projekt untersucht, wie das Wissen, über das Kommunikatoren verfügen, in einer bestimmten Situation gewisse Schlußfolgerungen erlaubt, andere aber nicht. Im Themenbereich D Sprach-Handlungssysteme wird in zwei Projekten die Frage untersucht, nach welchen Grundsätzen die Integration einzelner Intelligenzleistungen vor sich geht. Dazu werden zwei einander ergänzende Vorgehensweisen erprobt, über deren Tragfähigkeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht entschieden werden kann.

Quelle: Pressenotiz aus der Universitätszeitung der Universität Bielefeld


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