Fakultät für Biologie, Kognitive Neurowissenschaft
Universität Tübingen
Montag, 06.05.2002, 16 Uhr c.t., Hörsaal 9
Raumkognition bei Tieren und Menschen beruht auf einer relativ kleinen
Anzahl einfacher Mechanismen, von denen die Wegintegration (Odometrie),
die Peilung von Landmarken (Guidance, Piloting) und die Assoziation von
Bewegungsentscheidungen an erkannte Orte die Wichtigsten sind. Während
einfache Verhaltensleistungen durch die Ausführung einzelner dieser
Mechanismen erklären lassen, erfordern komplexere Wegfindeaufgaben ein
Ortsgedächtnis, mit dessen Hilfe dann Wege (Hintereinanderausführung der
Einzelmechanismen) erzeugt werden können. Der Vortrag befasst sich mit
der Frage, was genau in diesem Ortsgedächtnis gespeichert sein muss.
Experimente mit Versuchspersonen in virtuellen Umgebungen zeigen, dass
das Ortsgedächtnis mehr oder weniger isolierte Einzelinformationen
enthält, die auch inkonsistent sein können. Als mögliche
Gedächtnisstruktur wird ein Graph aus Landmarken und Bewegungen
diskutiert, dem lokale Distanz und Winkelinformation hinzugefügt werden
kann. Dieser Graph ist die einfachste Struktur, die reich genug ist, um
die Verhaltensdaten zu erklären.