Zusammenhänge zwischen Aussprachestörungen und Lese-Rechtschreib-Störungen bei deutschsprachigen Kindern

Carola D. Hofmann

Institut für Grundschulpädagogik/Deutsch
Humanwissenschaftliche Fakultät
Universität Potsdam

Montag, 13.12.2004, 16 Uhr c.t., H9
Unumstritten ist die Tatsache, dass Kinder, die Probleme mit dem Erwerb der gesprochenen Sprache haben, einem erhöhten Risiko unterliegen, auch Probleme beim Erwerb der geschriebenen Sprache zu entwickeln. Dies spiegelt sich in der Erfahrung wider, dass häufig Kinder, die im Vorschulalter erfolgreich logopädisch/sprachtherapeutisch behandelt wurden, im Schulalter mit dem Verdacht auf Lese-Rechtschreib-Störungen (LRS) bzw. Legasthenie erneut vorgestellt werden bzw. dass bei der Erhebung der Anamnese Hinweise auf Sprachentwicklungsstörungen deutlich werden.

Die 'Phonologische-Defizit-Hypothese' von Stanovich, die auch für das Deutsche bestätigt werden konnte, besagt, dass den Schriftspracherwerbsstörungen im Kern ein phonologisches Defizit zugrunde liegt. Intakte phonologische Fähigkeiten, insbesondere die Fähigkeiten zur phonologischen Bewusstheit, sind eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für den erfolgreichen Erwerb der Schriftsprache. Sprachentwicklungsgestörte Kinder können deshalb durchaus als Risikokinder betrachtet werden. Doch besteht ein LRS-Risiko für alle sprachentwicklungsgestörten Kinder?

Vorangegangene Studien, die den Zusammenhang zwischen Sprachentwicklungsstörungen und LRS bei deutschsprachigen Kindern untersuchten, berücksichtigten bei der Zusammenstellung ihrer Probandengruppen zu wenig die qualitativen, individuellen Merkmale der Sprachentwicklungsstörungen, die diese Kinder vorweisen. In diesem Vortrag wird ein für den englischsprachigen Raum validiertes Modell, welches spezifische Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Aussprachestörungen und LRS darstellt, vorgestellt. Anhand von Einzelfallstudien (N=8) wird die Gültigkeit dieses Modells für das Deutsche exemplarisch dargestellt und diskutiert. - Das Wissen um spezifische Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Aussprachestörungen ist notwendig, um präventive Maßnahmen im Rahmen der logopädischen/sprachtherapeutischen Therapie zu berücksichtigen, Eltern entsprechend zu beraten und Kontrolltermine zu planen.

Kurzlebenslauf
1994 - 1997 Ausbildung zur Logopädin an der staatlich anerkannten Lehranstalt für Logopädie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen
1997 - 1999 Angestellte in einer logopädischen Gemeinschaftspraxis in St. Augustin bei Bonn
1999 - 2000 Master-Studiengang 'Human Communication Sciences' an der Universität von Newcastle upon Tyne, GB
2000 - 2003 Lehrlogopädin an der staatlich anerkannten Lehranstalt für Logopädie der IFBE med. GmbH in Berlin und wissenschaftliche Tätigkeit an der Universität Potsdam, Institut für Grundschulpädagogik
seit 2002 Doktorandin und wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Potsdam, Institut für Grundschulpdädagogik im Fachbereich Deutsch
Freiberufliche Tätigkeit als Dozentin im Bachelorstudiengang Logopädie der Europafachhochschule Fresenius in Idstein/Ts. sowie in Weiterbildungslehrgängen und Fortbildungsmaßnahmen


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