Universität Bielefeld - Sonderforschungsbereich 360

Metonymie in einer unterspezifizierten Analyse

Markus Egg

Projekt CHORUS, SFB 378
Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Montag, 7. Juni 1999
16 c.t. Uhr, Hörsaal 9


Es soll gezeigt werden, wie Metonymie in einer Semantikanalyse erfaßt werden kann, die speziell zur computerlinguistischen Beschreibung von Mehrdeutigkeit entwickelt wurde.

Die Bedeutung sprachlicher Äußerungen ist nicht immer vollständig durch ihre Syntax und Semantik determiniert. Solche mehrdeutigen Äußerungen werden zwar manchmal durch Kontext o.ä. desambiguiert, oft werden sie aber erfolgreich in der Kommunikation eingesetzt, ohne daß sich Sprecher und H"orer über die Anzahl und die genaue Ausbuchstabierung der einzelnen Lesarten im klaren sind. Folglich sollte die semantische Beschreibung dieser Äußerungen diese Unterbestimmtheit wiederspiegeln, ohne die einzelnen Lesarten disjunktiv aufzuzählen.

Im Paradigma der Unterspezifikation wird versucht, diese Unterbestimmtheit nicht-disjunktiv zu erfassen. Die Sprache CLLS (Egg et al. 1998) wurde zu diesem Zweck entwickelt und bereits erfolgreich zur Analyse von Mehrdeutigkeitsphänomenen wie komplexer Fälle von Skopusambiguität angewendet.

Da sich auch Metonymie als Fall einer derartigen semantischen Unterbestimmtheit beschreiben läßt, kann man diese Analyse direkt auf metonyme Äußerungen übertragen. Dabei wird auch deutlich, wie sprachliche und außersprachliche Wissensquellen bei der Determination der Bedeutung einer konkreten Äußerung interagieren.


Anke Weinberger, 1999-05-26