Perspektivenübernahme beim Verstehen referenzieller Ausdrücke

Lorenz Sichelschmidt¹, Kyung-Won Jang¹ & Hendrik Kösling²

¹ Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Universität Bielefeld

² Department of Computer Science
National University of Ireland, Maynooth, Ireland

Abstract
Das Verstehen raumreferenzieller Ausdrücke wie links oder rechts erfordert, dass Hörer oder Leser einen entsprechenden Bezugsrahmen für die Lokalisation von Objekten etablieren. In face-to-face-Dialogsituationen haben Sprachbenutzer typischerweise die Wahl zwischen der eigenen Perspektive oder der des Gegenüber. Es ist anzunehmen, dass der Wechsel von einer zur anderen Perspektive mit einem Mehr an kognitivem Aufwand verbunden ist.

Wir haben Perspektivenübernahme beim Verstehen raumreferenzieller Ausdrücke in drei Experimenten anhand von Verifikationszeiten und Blickbewegungen untersucht. Die Versuchsteilnehmer sahen dabei Zeichnungen einer Dialogsituation mit verschiedenfarbigen Objekten und lasen oder hörten gleichzeitig eine raumreferenzielle Äußerung, die in Bezug auf die jeweilige Situation zu verifizieren war (z.B. Von dir aus gesehen ist rot rechts).

Variiert wurden u.a. die Sprecherposition, die Perspektive und die Lokalisation. Die Blickbewegungsmessung erfolgte mit einem EyeLink-I-Tracker. Die Auswertung von Inspektionszeiten und Verifikationslatenzen sowie von Parametern der Blickbewegungstrajektorien ermöglichte eine empirische Rekonstruktion globaler, lokaler und temporaler Aspekte von Prozessen der Perspektivenübernahme, wobei sich die Kompatibilität mit der egozentrischen Perspektive als entscheidend erwies.


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